Gesundheitssektor: Warum jetzt der beste Zeitpunkt für den Einstieg sein könnte

Die Investmentgesellschaft Candriam beobachtet den Sektor seit Jahren und sieht einen klaren Wendepunkt. Biotech-Analyst Pasquale Sansone erklärt, warum ausgerechnet ein vermeintlich defensiver Bereich plötzlich wieder Wachstumsfantasie auslöst.

Zyklischer Sektor mit klaren Wendepunkten

Gesundheit und Biotechnologie gelten als stabil, dennoch schwanken Bewertungen stärker als in vielen Tech-Sektoren. Warum? Weil Kapital in Wellen strömt. Wenn ein Medikament in der klinischen Phase scheitert, ziehen Investoren Geld ab. Wenn Fortschritte sichtbar werden, fließt Kapital zurück. Sansone nennt das die Show-me-Phase: Investoren warten ab, bevor sie wieder investieren.

Candriam sieht genau jetzt den Übergang in die Wachstumsphase. Immer mehr Produkte erreichen die letzten klinischen Studienphasen, gleichzeitig steigen die Chancen für Zulassungen. Die Folge: Unternehmen, die kurz vor Markteintritt stehen, sind noch so bewertet, als wären sie riskante Frühphasenprojekte.

Warum der Sektor zuletzt gelitten hat

Seit 2021 befindet sich der Sektor im Korrekturmodus. Drei Faktoren waren entscheidend:

Erstens der Covid-Boom. Die Impfstofffantasie trieb viele Biotech-Bewertungen auf irrationale Höhen. Danach folgte die Normalisierung.

Zweitens stagnierende Übernahmen. Über Jahre waren M&A-Deals ein Wachstumsmotor. In den öffentlichen Märkten fielen diese 2023 und 2024 fast vollständig aus, während private Käufer – vor allem in Asien – massenhaft Biopharma-Technologie einkauften.

Drittens politische Eingriffe. Die US-Regierung forciert niedrigere Medikamentenpreise, reguliert stärker und verursacht Unsicherheit. Für einige Investoren war das Grund genug, Kapital abzuziehen.

Candriam reagierte früh: weniger Exponierung in Krebsmedikamenten, mehr Gewicht in Diagnostik und Technologie – also in Bereichen, die vom Fortschritt profitieren, aber weniger reguliert werden.

Onkologie als Treiber – Diagnostik trifft Präzisionsmedizin

Die Onkologie verändert gerade die Regeln. Zielgerichtete Therapien und frühzeitige Diagnostik sind kein Zukunftsversprechen mehr, sondern Realität. Präzisionsmedizin kombiniert genetische Analyse, automatisierte Diagnosetools und individualisierte Therapien. Das spart Kosten – und Zeit. Für Patienten bedeutet das bessere Behandlungschancen, für Investoren klare Geschäftsmodelle.

Sansone beschreibt einen Markt, der kurz davor ist, klinische Forschung in Umsatzwachstum umzuwandeln. Produkte in Phase drei seien weiterhin niedrig bewertet. Gleichzeitig kehrt die Übernahmedynamik zurück: Allein im ersten Halbjahr 2025 wurden drei Onkologie-Firmen übernommen, zwei davon hält Candriam im Portfolio.

Was Candriam jetzt kauft

Statt auf große Pharmakonzerne zu setzen, fokussiert Candriam auf drei Bereiche entlang der Wertschöpfungskette:

Diagnostikunternehmen, die mittels Bluttests Tumore früher entdecken
Tech-Anbieter, die Forschung automatisieren und dadurch Zulassungen beschleunigen
Biotech-Firmen kurz vor Zulassung neuer Therapien

Für den Fondshaus-Analysten steht fest: Wirklichen Wert schaffen nicht die Unternehmen, die am lautesten Innovation versprechen, sondern jene, die bereits Daten liefern. Der Unterschied zwischen Hoffnung und Geschäft.

Warum der Einstieg jetzt attraktiv ist

Die Kurse sind gefallen, die klinischen Daten werden besser und Übernahmen nehmen wieder Fahrt auf. Wer erst investiert, wenn die Schlagzeilen da sind, läuft den Renditen hinterher. Sansone fasst die Situation so zusammen: Wir stehen am Übergang von der Skepsis zur Umsetzung.

Die großen Trends sprechen dafür:

Eine alternde Bevölkerung erhöht die Nachfrage nach Therapien.
500 Milliarden Dollar Investitionsvolumen weltweit in Onkologie bis 2030.
Mehr präzise Diagnostik bedeutet effizientere und oft kostengünstigere Therapien.

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