Die Quartalsgewinne der US-Banken JPMorgan Chase und Wells Fargo lagen am Donnerstag über den Erwartungen und deuten auf eine erfolgreiche Abschwächung der Wirtschaft hin. Trotz eines Umsatzrückgangs im Vergleich zum Vorjahr meldete JPMorgan einen Nettogewinn von 12,9 Milliarden US-Dollar, was über den prognostizierten 12,1 Milliarden US-Dollar lag. Wells Fargo steigerte seinen Gewinn auf 5,1 Milliarden US-Dollar und übertraf damit die erwarteten 4,5 Milliarden US-Dollar.
Die Aktien beider Banken reagierten positiv: JPMorgan stieg im frühen Handel um 4,5 Prozent, während Wells Fargo einen Zuwachs von 5 Prozent verzeichnete. Diese Ergebnisse bestärken die Annahme, dass die US-Notenbank Federal Reserve die Inflation erfolgreich zügelt, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen – ein sogenanntes „Soft Landing“.
Jeremy Barnum, CFO von JPMorgan, kommentierte die Ergebnisse mit den Worten: „Diese Gewinne unterstützen die Narrative eines sanften Landens – oder vielleicht sogar eines Szenarios ohne Landung.“ Trotz reduzierten Konsumausgaben in Bereichen wie Reisen und Unterhaltung sieht Barnum diese Veränderungen als normal an und nicht als Zeichen außergewöhnlichen Stresses bei den Verbrauchern.
Charlie Scharf, CEO von Wells Fargo, fügte hinzu: „Wir beobachten weiterhin keine Anzeichen von Verschlechterungen in der Konsumentengesundheit. Die Ausgaben mit Kredit- und Debitkarten verlangsamen sich zwar, bleiben aber robust.“ Michael Santomassimo, CFO von Wells Fargo, ergänzte, dass die Belastung durch höhere Preise bei einkommensschwächeren Amerikanern nicht auf andere Wirtschaftsbereiche übergegriffen habe.
Trotz der positiven Ergebnisse stehen die Banken vor Herausforderungen: Die Net Interest Income (NII) – also die Gewinne aus Kreditvergabe – wird aufgrund fallender US-Zinsen unter Druck geraten. Während JPMorgan seine Prognose für die NII 2024 auf etwa 92,5 Milliarden US-Dollar anhebt, ohne eine Einschätzung für 2025 abzugeben, erwartet Wells Fargo eine Verschlechterung der NII für das letzte Quartal dieses Jahres und hebt seinen Ausblick für 2025 an.
Jamie Dimon, CEO von JPMorgan, zeigte sich frustriert über die wiederholten Fragen der Analysten zur NII-Prognose: „Beim nächsten Mal geben wir einfach die verdammte Zahl heraus. Ich möchte nicht die ganze Zeit in diesen Calls verbringen und durchgehen, was sie raten, was die NII im nächsten Jahr sein wird.“
Neben den operativen Gewinnen meldete JPMorgan auch starke Ergebnisse im Investmentbanking. Die Gebühren im Investmentbanking stiegen um fast ein Drittel auf 2,3 Milliarden US-Dollar, während die Einnahmen aus dem Aktienhandel um über ein Viertel auf 2,6 Milliarden US-Dollar zunahmen. Die Einnahmen aus dem festverzinslichen Handel blieben hingegen mit 4,5 Milliarden US-Dollar stabil.
Die Ergebnisse von JPMorgan und Wells Fargo untermauern die These eines wirtschaftlichen „Soft Landing“, bei dem die Inflation erfolgreich gebremst wird, ohne das Wachstum erheblich zu bremsen. Während die beiden Banken ihre Profitabilität steigern konnten, bleibt die Zukunft durch weitere Zinssenkungen und die Entwicklung der Verbraucherausgaben weiterhin spannend.