US-Finanzminister Bessent kritisiert Fed-Kurs – Zinsstruktur als Risiko, nicht als Chance

US-Finanzminister Scott Bessent sieht angesichts des aktuellen Zinsniveaus keinen Anlass, die Emission langlaufender Staatsanleihen auszuweiten. „Warum sollten wir das tun?“, sagte Bessent am Montag in einem Interview mit Bloomberg TV. „Die Zeit dafür war 2021 oder 2022.“ Damals lagen die Renditen deutlich niedriger – heute rentieren zehnjährige Treasuries bei rund 4,26 %, zwei Jahre bei 3,73 %.

Trotz seiner früheren Kritik an Janet Yellen, die in ihrer Amtszeit stärker auf kurzlaufende Titel gesetzt hatte, hat Bessent deren Emissionsstrategie weitgehend übernommen. Der Unterschied liegt aus seiner Sicht in der Marktverfassung: „Wir liegen mehr als eine Standardabweichung über dem langfristigen Zinsschnitt. Das ist nicht der Moment für zusätzliche Laufzeitverlängerung.“

Während der Kapitalmarkt weiter auf ein mögliches Ende des Zinszyklus spekuliert, äußerte sich Bessent vorsichtig optimistisch. Bei fallender Inflation sei „eine parallele Verschiebung der gesamten Kurve nach unten“ denkbar – ein Hinweis auf sinkende Zinsen über alle Laufzeiten hinweg. Allerdings sieht Bessent die Federal Reserve derzeit in einer Art Entscheidungslähmung: „Die Fed wirkt eingefroren – sie schaut auf die Fehler von 2022, statt nach vorn.“

Besonders deutlich äußerte sich der Minister zu möglichen Nachfolgern für Notenbankchef Jerome Powell, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet. Ohne Namen zu nennen, sprach Bessent von zwei Szenarien: Entweder werde im Januar ein neuer Gouverneur nominiert – für einen 14-Jahres-Sitz – oder ein aktuelles Fed-Mitglied übernehme den Vorsitz. Powell selbst ließ kürzlich offen, ob er nach Ende seiner Amtszeit weiterhin im Board bleiben möchte.

Insider sehen Christopher Waller, von Trump ins Gremium berufen, als möglichen Kandidaten. Waller hatte angedeutet, bereits im Sommer erste Zinssenkungen befürworten zu können. Auch Gouverneurin Adriana Kugler, deren Mandat im Januar endet, gilt als Teil der laufenden Personalüberlegungen.

Bessent positioniert sich damit nicht nur als haushaltspolitischer Pragmatiker, sondern zunehmend als tonangebender Akteur in der geldpolitischen Debatte – mit Blick auf Timing, Struktur und Führungsfragen.

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