
Die Volksbank Düsseldorf Neuss steht nach einem spektakulären Betrugsfall finanziell unter Druck und erhält massive Unterstützung aus dem Sicherungssystem der Volks- und Raiffeisenbanken. Laut Informationen aus Teilnehmerkreisen umfasst das Hilfspaket Garantien von rund 200 Millionen Euro. Die Sicherungseinrichtung des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) soll damit die Stabilität des Instituts gewährleisten – bislang wurde das Geld aber noch nicht abgerufen.
Trotz der Krise blieb das Jahresergebnis 2024 mit einem Minus von nur 112.000 Euro überraschend moderat. Möglich wurde das durch umfangreiche Garantiezusagen des Stützungsfonds. Der BVR selbst äußerte sich zu den Details der Rettung bislang nicht.
Der Hintergrund: Im Jahr 2023 hatte eine Finanzverantwortliche des französischen Modeunternehmens Kiabi über ein neu eröffnetes Konto bei der Volksbank 100 Millionen Euro deponiert – und das Geld nur eine Woche später ohne Wissen ihres Arbeitgebers auf ein Konto bei der türkischen Nurol Bank transferiert. Von dort verschwand das Geld spurlos. Die mutmaßliche Täterin wurde inzwischen festgenommen.
Für die Volksbank Düsseldorf Neuss war dieser Betrug existenzbedrohend. Kiabi fordert die Summe zurück – eine Klage gegen die Bank wurde bislang jedoch nicht eingereicht. Zusätzlich verzeichnete das Institut im Jahr 2025 hohe Einzelwertberichtigungen im Kreditgeschäft.
Die Folge: Der damalige Vorstandschef Rainer Mellis und seine Kollegin Jessica Jüntgen traten im November 2024 zurück. Laut offizieller Mitteilung geschah dies „einvernehmlich“, um eine transparente Aufklärung zu ermöglichen. Inzwischen führt ein von der BaFin eingesetzter Sonderbeauftragter die Geschäfte.
Trotz aller Turbulenzen scheint das operative Geschäft stabil zu bleiben. Das Kundenvolumen, inklusive Kreditgeschäft und Fondsvermittlung, habe sich positiv entwickelt, betonte die Bank.
Die Zukunft des Instituts dürfte dennoch in einer Fusion liegen: Die Vertreterversammlung hat grünes Licht für Gespräche mit der Volksbank Krefeld gegeben. Ein Zusammenschluss ist für 2026 im Gespräch und würde eine gemeinsame Bilanzsumme von rund 4,5 Milliarden Euro ergeben.
Der Fall reiht sich in eine Serie von Hilfseinsätzen des BVR-Stützungsfonds ein. Allein in der ersten Jahreshälfte 2025 musste das Sicherungssystem rund 1,4 Milliarden Euro aufwenden, um vier Genossenschaftsbanken zu stabilisieren – ein deutliches Warnsignal für die gesamte Branche.
Die Volksbank Düsseldorf Neuss hat nun eine zweite Chance – dank 200 Millionen Euro Sicherheitspuffer. Ob sie diese nutzen kann, hängt von einer erfolgreichen Fusion und dem Vertrauen ihrer Kunden ab.