Wojcicki schlägt Regeneron aus dem Feld – Comeback bei 23andMe in letzter Minute

Anne Wojcicki, Mitgründerin und frühere CEO von 23andMe, steht vor einer spektakulären Rückkehr an die Spitze des DNA-Testunternehmens. Eine von ihr kontrollierte Non-Profit-Organisation, das TTAM Research Institute, bot im laufenden Insolvenzverfahren 305 Mio. US-Dollar – deutlich mehr als die zuvor siegreichen 256 Mio. Dollar des Biotechkonzerns Regeneron. Das Gericht muss dem Deal noch zustimmen.

Regeneron, ursprünglich als Käufer aus einer Auktion hervorgegangen, verzichtete laut eigener Aussage auf ein höheres Angebot. Man habe den Wert des Unternehmens neu bewertet und sich gegen ein weiteres Engagement entschieden. Der Rückzug ebnet den Weg für Wojcicki, die bereits mehrfach erfolglos versucht hatte, das Unternehmen zurückzukaufen. Ihr letzter Vorstoß – ein Gebot über 40 Mio. Dollar vor der Insolvenz – scheiterte am Widerstand der damaligen Führung.

Der Einstieg von TTAM – ein Akronym, das sich an den Namen von 23andMe anlehnt – soll nach Angaben der Organisation mit zusätzlichen 84 Mio. Dollar zur Überbrückung der laufenden Betriebskosten flankiert werden. Im Erfolgsfall könnten sogar Aktionäre teilweise entschädigt werden – eine Ausnahme im US-Insolvenzrecht. Die Verbindlichkeiten der Gesellschaft sind überschaubar.

Doch der Weg zurück ist mit rechtlichen Hürden gepflastert. Im Mittelpunkt steht der Umgang mit den genetischen Daten von Millionen Kunden. Nach Bekanntwerden der Insolvenz haben rund zwei Millionen Nutzer – etwa 15 Prozent der Gesamtbasis – ihre Daten löschen lassen. Datenschutzbedenken führten zu einer Kongressanhörung sowie zu einer Klage von 28 Generalstaatsanwälten, die die Veräußerung der Daten verhindern wollen.

Ein gerichtlich bestellter Datenschutzbeauftragter äußerte in einem Gutachten Zweifel, ob der Verkauf mit den eigenen Datenschutzbestimmungen von 23andMe vereinbar sei. Insbesondere TTAMs Status als gemeinnützige Organisation könne rechtliche Grauzonen schaffen, da Datenschutzgesetze dort möglicherweise nicht greifen.

23andMe hatte seit dem Börsengang 2021 nie einen Gewinn erzielt und war zwischenzeitlich mit über 6 Mrd. Dollar bewertet. Der Zusammenbruch des Geschäftsmodells – basierend auf DNA-Tests, Medikamentenentwicklung und Telemedizin – führte letztlich in die Insolvenz.

„Ich bin begeistert, dass TTAM die Mission von 23andMe weiterführen kann“, erklärte Wojcicki. Der Ausgang des Verfahrens dürfte nicht nur über ihre persönliche Zukunft entscheiden, sondern auch darüber, ob Vertrauen in das Geschäftsmodell genetischer Daten zurückgewonnen werden kann.

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