Planning Poker wurde 2002 von James Grenning als Schätztechnik im Extreme Programming (XP) entwickelt und später von Mike Cohn populär gemacht. Die Methode Planning Poker basiert auf der Fibonacci-Folge, bei der jede Zahl die Summe der beiden vorherigen Zahlen darstellt (zum Beispiel 1, 2, 3, 5, 8, 13 usw.). Alternativ können auch andere Skalen wie T-Shirt-Größen (S, M, L, XL) oder lineare Zahlenfolgen verwendet werden.
Das Grundprinzip von Planning Poker beruht auf der Idee, dass verschiedene Teammitglieder unterschiedliche Perspektiven auf eine Aufgabe haben. Durch eine kollektive Schätzung kann eine realistischere Einschätzung des Arbeitsaufwands erzielt werden.
Der Ablauf eines Planning Poker Meetings
Ein Planning-Poker-Meeting verläuft in mehreren strukturierten Schritten:
- Vorbereitung der User Stories: Vor der Schätzung stellt der Product Owner die zu bewertenden User Stories oder Aufgaben vor. Dabei werden offene Fragen geklärt, um ein einheitliches Verständnis sicherzustellen.
- Vergabe der Karten an die Teilnehmer: Jedes Teammitglied erhält ein Set von Karten mit den möglichen Schätzwerten, meist basierend auf der modifizierten Fibonacci-Reihe (1, 2, 3, 5, 8, 13, 20, 40, 100).
- Individuelle Schätzung: Nachdem die User Story erläutert wurde, wählen alle Teammitglieder gleichzeitig eine Karte, die ihrer Einschätzung des Aufwands entspricht. Die Wahl erfolgt verdeckt, um Gruppendenken zu vermeiden.
- Aufdeckung der Karten: Sobald alle ihre Karten gewählt haben, werden diese gleichzeitig aufgedeckt. Dadurch wird ersichtlich, ob es starke Abweichungen in den Schätzungen gibt.
- Diskussion und Begründung der Werte: Falls es deutliche Unterschiede gibt, erläutern die Teammitglieder mit den höchsten und niedrigsten Schätzungen ihre Beweggründe. Dies fördert den Austausch von Perspektiven und deckt potenzielle Missverständnisse auf.
- Erneute Abstimmung: Nach der Diskussion wiederholt das Team die Schätzung, bis ein Konsens oder eine annähernde Übereinstimmung erreicht wird.
- Dokumentation der Ergebnisse: Die finalen Schätzwerte werden festgehalten und dienen als Grundlage für die Sprint-Planung.
Vorteile von Planning Poker
Planning Poker bietet eine Vielzahl von Vorteilen für agile Teams und hat sich als effektive Methode zur Aufwandschätzung bewährt. Einer der zentralen Vorteile ist die Förderung der Teamkommunikation. Durch die strukturierte Diskussion wird sichergestellt, dass alle Teammitglieder ein gemeinsames Verständnis der zu bearbeitenden Aufgaben entwickeln. Dies trägt dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden und eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die weitere Planung zu schaffen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vermeidung von Gruppendenken. Da die Schätzung zunächst verdeckt erfolgt, wird verhindert, dass einzelne Teammitglieder sich von dominanten Stimmen oder Meinungen beeinflussen lassen. Auf diese Weise bleibt die individuelle Einschätzung jedes Beteiligten erhalten, was zu einer objektiveren Bewertung des Aufwands führt.
Die iterative Natur von Planning Poker trägt zudem zur Erhöhung der Schätzgenauigkeit bei. Durch den schrittweisen Abgleich unterschiedlicher Einschätzungen nähert sich das Team einer realistischen Bewertung an. In der Diskussion werden verschiedene Perspektiven einbezogen, wodurch potenzielle Risiken oder Herausforderungen frühzeitig identifiziert werden können.
Neben diesen inhaltlichen Vorteilen zeichnet sich Planning Poker durch eine besonders einfache Umsetzung aus. Da keine komplexen Tools erforderlich sind, kann die Methode sowohl in Präsenzmeetings als auch in virtuellen Teams problemlos angewendet werden. Diese Flexibilität macht Planning Poker zu einem wertvollen Instrument für agile Projektteams, die ihre Planungsprozesse optimieren und realistische Aufwandsschätzungen erzielen möchten.
Herausforderungen und mögliche Nachteile
Trotz der vielen Vorteile kann Planning Poker in bestimmten Situationen auch Herausforderungen mit sich bringen. Besonders bei großen Teams oder einer hohen Anzahl an User Stories kann der Prozess zeitaufwendig werden. Eine Begrenzung der Diskussionsdauer kann hier helfen, den Ablauf effizienter zu gestalten. Zudem kann es schwierig sein, sehr umfangreiche Aufgaben präzise zu schätzen. In solchen Fällen ist es sinnvoll, die Story in kleinere, besser handhabbare Einheiten zu zerlegen. Ein weiteres potenzielles Hindernis sind Unterschiede in der Erfahrung der Teammitglieder. Große Diskrepanzen in den Schätzungen können entstehen, wenn einige Teilnehmer deutlich mehr Fachwissen besitzen als andere. Ein gezielter Wissensaustausch kann jedoch dazu beitragen, diese Unterschiede auszugleichen und ein gemeinsames Verständnis innerhalb des Teams zu fördern.