Nahost-Wende unter Trump: Waffenruhe, Hoffnung – und ein gewaltiges Risiko

Nach zwei Jahren Geiselkrise in Gaza scheint Bewegung in den festgefahrenen Nahost-Konflikt zu kommen. Unter Vermittlung von Donald Trump haben sich Israel und die Hamas überraschend auf die erste Phase eines umfassenden Friedensplans geeinigt. Für viele ist es der größte diplomatische Durchbruch seit Jahren – doch der Frieden steht auf wackeligen Beinen.

Die Einigung sieht vor, dass alle in Gaza festgehaltenen Geiseln freigelassen werden – lebend oder tot. Im Gegenzug zieht sich Israel an eine vereinbarte Linie zurück und entlässt über 1.900 palästinensische Häftlinge, darunter 250 mit lebenslanger Haftstrafe. Auch humanitäre Hilfe soll wieder ungehindert in den Gazastreifen gelangen. Laut Trumps Team soll die formelle Unterzeichnung noch heute in Kairo erfolgen. Israels Premier Benjamin Netanjahu sprach von einem „großen Tag für Israel“ und dankte Trump ausdrücklich für seine Vermittlung.

Der Plan stammt aus Trumps Feder – einem 20-Punkte-Programm, das in zwei Phasen ablaufen soll. In der zweiten Phase soll ein internationaler Friedensrat unter US-Führung entstehen, dem auch der ehemalige britische Premier Tony Blair angehören soll. Ziel ist der Wiederaufbau Gazas unter amerikanischer Aufsicht sowie langfristig die Schaffung von Bedingungen für palästinensische Selbstbestimmung. Dafür müsste sich die Hamas entwaffnen – ein Punkt, der bisher völlig offen bleibt.

Wie Trump die verfeindeten Parteien an einen Tisch brachte, ist bemerkenswert. Nach einem israelischen Luftangriff auf Hamas-Führer in Katar nutzte Washington die diplomatische Krise, um über arabische Vermittler wie Ägypten, Katar und die Türkei Druck auf beide Seiten auszuüben. Trumps Botschaft an Netanjahu war unmissverständlich: „Nimm es oder lass es bleiben.“ Letztlich gab Israel nach – wohl auch aus Sorge, sonst die Unterstützung der USA zu verlieren.

Für Trump ist der Deal mehr als ein diplomatischer Erfolg. Er will am Sonntag nach Jerusalem reisen, um in der Knesset zu sprechen – und seinen Anspruch als Friedensstifter zu unterstreichen. Doch noch ist unklar, wie stabil der Waffenstillstand wirklich ist. Entscheidend wird die Umsetzung der zweiten Phase sein – jene, die über die Zukunft Gazas, die Rolle der Hamas und das fragile Machtgefüge im Nahen Osten entscheidet.

Trump selbst gab sich im Interview mit Fox News siegessicher: „Es wird eine andere Welt sein.“ Ob das Versprechen eines neuen Nahen Ostens hält, wird sich erst zeigen – wenn die Waffen wirklich dauerhaft schweigen.

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