23andMe stürzt ab: Investoren und Vorstandsmitglieder verkaufen Anteile an einst gehyptem Genetik-Startup

Die Aktien des kalifornischen Genetik-Testunternehmens 23andMe haben in der vergangenen Woche fast ein Drittel ihres Werts verloren, nachdem frühere Investoren und Vorstandsmitglieder, darunter Sequoia Capital, ihre Anteile verkauft haben. Die ehemalige Silicon-Valley-Hoffnung kämpft angesichts von Zweifeln am Geschäftsmodell, Streitigkeiten mit Investoren und Bedenken über die Kontrolle ihrer genetischen Datenbank ums Überleben.

Sequoia Capital, ein früherer Hauptinvestor, gab in einer Börsenmeldung bekannt, dass es mehr als 300.000 Aktien verkauft habe – ein Anteil, der heute nur noch rund 1 Mio. US-Dollar wert ist. Im Jahr 2017 hatte Sequoia 23andMe in einer Finanzierungsrunde mit 250 Mio. US-Dollar unterstützt. Seit dem Börsengang durch eine SPAC-Fusion im Juni 2021 hat die Aktie jedoch über 98 Prozent ihres Werts eingebüßt.

Peter Taylor, ein weiteres ehemaliges Vorstandsmitglied, meldete den Verkauf von etwa 18.800 Aktien. Taylor war Teil des Vorstands, der im September vollständig zurücktrat, nachdem Gründerin und CEO Anne Wojcicki erfolglos versucht hatte, das Unternehmen für nur 40 Cent pro Aktie zurückzukaufen.

23andMe gab letzte Woche bekannt, 40 Prozent seiner Belegschaft abzubauen und das Geschäft mit Medikamentenentwicklung einzustellen – eine Kehrtwende von Wojcickis ursprünglicher Vision, die Firma in einen Arzneimittelentwickler zu verwandeln. Stattdessen will das Unternehmen sich auf den Verkauf von DNA-Testkits und die Vermarktung der daraus generierten Daten an externe Pharmaunternehmen konzentrieren.

Die Umstrukturierung soll jährliche Einsparungen von 35 Mio. US-Dollar bringen. Doch das Unternehmen bleibt unter Druck: Der Umsatz ist im siebten Quartal in Folge zurückgegangen, und seit seiner Gründung hat 23andMe noch keinen Gewinn erzielt. Der Unternehmenswert sank von 5,8 Mrd. US-Dollar im Jahr 2021 auf weniger als 100 Mio. US-Dollar.

Die ehemaligen Vorstandsmitglieder warfen Wojcicki vor, kein „vollständig finanziertes Angebot“ vorgelegt zu haben, während ihre hohe Stimmrechtskontrolle die Handlungsoptionen des Vorstands einschränkte. Neue Direktoren wurden im Oktober eilig ernannt, um den Anforderungen der Nasdaq zu genügen.

Zentree Investments, ein Singapurer Fonds, hat sich jedoch optimistisch gezeigt. Der Fonds hat kürzlich einen Anteil von 5 Prozent an 23andMe erworben. Dessen Direktor Richard Magides begrüßte die Umstrukturierung und bezeichnete das Geschäft mit genetischen Tests und Daten als wertvoll. „Mit einem schlankeren und fokussierten Geschäftsmodell könnte das Unternehmen einen Weg zur Rentabilität und organischem Wachstum finden“, sagte Magides.

Um die Nasdaq-Notierung zu sichern, führte 23andMe kürzlich einen Reverse Stock Split durch, bei dem die Anzahl der ausstehenden Aktien reduziert wurde. Doch die Aktie droht erneut unter die 1-Dollar-Marke zu fallen – ein weiteres Risiko für das kriselnde Unternehmen.

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