
Der frühere Corona-Impfstoffriese Moderna kämpft um seine zweite große Erfolgsgeschichte – diesmal in der Krebsforschung. Während die Umsätze mit dem Vakzin Spikevax sinken, setzt CEO Stéphane Bancel alles auf neue mRNA-Therapien. „Wir hätten die 18 Milliarden Dollar Cash nach der Pandemie einfach bei der Bank parken können. Aber das war keine Option“, sagt Bancel. „Dafür ist Moderna nicht gemacht.“
Tatsächlich investiert das US-Unternehmen aggressiver als sein Mainzer Rivale Biontech: 4,5 Milliarden Dollar flossen 2024 allein in Forschung und Entwicklung – fast doppelt so viel wie bei Biontech. Analysten von Deutscher Bank und Berenberg warnen inzwischen vor fehlendem Fokus und geringer Kostendisziplin, während Bancel seine Strategie verteidigt: „Wir investieren diszipliniert – nur eben entschlossen.“
Milliarden gegen Melanome
Der Hoffnungsträger: ein gemeinsam mit Merck entwickelter mRNA-Krebsimpfstoff gegen Hautkrebs, der 2026 in die entscheidende Testphase geht und ab 2027 zugelassen werden könnte. Parallel testet Moderna eigene Präparate gegen seltene Krankheiten und Infektionskrankheiten. Das Ziel ist ehrgeizig – Bancel will „die beste mRNA-Firma der Welt“ aufbauen.
Doch der Markt ist eng. Laut Prognosen der London Stock Exchange Group soll das globale Volumen für mRNA-Therapeutika bis 2030 auf rund 21,5 Milliarden Dollar wachsen – kein grenzenloser Boom, aber groß genug, um Platz für zwei Rivalen zu lassen.
Börse favorisiert Biontech
Trotz dieser Vision hinkt Moderna an der Börse hinterher. Der Aktienkurs liegt weit unter früheren Höchstständen, während Biontech mit über 20 aktiven Krebsprojekten und einer breiteren Pipeline überzeugt. Analysten erwarten 2025 bei Biontech rund 2,6 Milliarden Dollar Umsatz, bei Moderna nur 1,9 Milliarden.
Zudem belasten Patentstreitigkeiten mit Biontech und Pfizer die Aktie. Parallel muss sich Moderna in den USA gegen Klagen wegen angeblich unerlaubter Nutzung von Nanopartikel-Technologie wehren.
Ein riskanter Neustart
Bancel sieht das anders: „Wir haben das essenzielle Patent selbst entwickelt.“ Doch selbst treue Investoren werden unruhig. „Als die Aktie bei 450 Dollar stand, konnte man seine Zuversicht verstehen – jetzt nicht mehr“, sagt ein institutioneller Anleger.
Für Bancel bleibt die Aufgabe klar: aus Innovation wieder Gewinn machen, bevor der Markt das Vertrauen verliert. „Uns gehen die Ideen nicht aus“, sagt er – und hofft, dass bald auch der Cashflow wiederkehrt.