
Ein neues Einstiegsmodell – aber die Musik spielt im Luxus
Mit einem neuen Einstiegsmodell, das an die bisherige A-Klasse erinnert, will Mercedes das Entry-Segment beleben. Auch Autovermieter wie Sixt könnten wieder mehr volumenstarke Fahrzeuge beziehen – etwa das kompakte Elektro-Coupé CLA, das bereits als Marketing-Leuchtturm präsentiert wurde.
Doch all das hat wenig mit der viel diskutierten Luxusstrategie zu tun, die CEO Ola Källenius in den vergangenen Jahren vorangetrieben hat. Die eigentliche Dynamik kommt aus einem anderen Bereich: den Top-End-Modellen.
Von 441.453 verkauften Mercedes-Fahrzeugen im dritten Quartal entfielen 67.849 auf das Luxussegment – also S-Klasse, G-Klasse, AMG und Maybach. Das entspricht zwar nur 15,4 Prozent des Absatzes, doch der Trend ist eindeutig: Während Core- und Einstiegsmodelle zweistellige Rückgänge verzeichneten, legten die Luxussparte deutlich zu. AMG plus sechs Prozent, S-Klasse plus neun Prozent, G-Klasse plus 31 Prozent.
Wo der Umsatz wirklich entsteht
Die Hochrechnung zeigt die Dimension:
- 28.318 verkaufte S-Klassen × Ø 120.000 Euro ≈ 3,4 Mrd. Euro Umsatz
- Zusammengerechnet mit AMG, G-Klasse und Maybach ergibt das rund elf Milliarden Euro Umsatz – in nur einem Quartal.
Setzt man diesen Wert ins Verhältnis zum offiziellen Konzernumsatz im Autogeschäft (23,74 Mrd. Euro), wird klar: Fast die Hälfte des Umsatzes kommt aus dem Top-Segment. Und beim Gewinn dürfte der Anteil noch deutlich höher liegen.
Mercedes selbst schreibt, dass die „vorteilhafte Produktstruktur“ und der hohe Anteil von Top-End-Fahrzeugen wesentliche Treiber des operativen Ergebnisses sind. Hinter dem Marketingbegriff „Top End“ steht ein einfaches Prinzip: Luxus verkauft sich – und er verkauft sich mit überdurchschnittlichen Margen.
Luxus-Strategie mit Zukunft
Entsprechend baut Mercedes das Premiumangebot weiter aus:
- 2026 kommt die überarbeitete S-Klasse.
- 2028/29 folgen vollelektrische Varianten.
- AMG entwickelt einen neuen V8-Motor für die Euro-7-Norm.
- Der legendäre V12 bleibt exklusiv in Maybach-Modellen und als Motor für Pagani-Hypercars erhalten.
Während BMW und Audi ihre Zwölfzylinder längst gestrichen haben, verteidigt Mercedes diese Nische – und profitiert davon. Für Pagani liefert der Konzern den Motor für den neuen Utopia, der zwischen 2,2 und 3,1 Millionen Euro kostet.
Was bedeutet das für die Aktie?
Wenn Luxus läuft, läuft Mercedes. Und genau diese Sparte liefert:
- steigende Absatzanteile,
- höhere Umsätze,
- und mutmaßlich überdurchschnittliche Gewinne.
Die Börse beginnt, dies einzupreisen. Seit den Tiefstständen Mitte 2025 zieht der Kurs wieder an. Doch die Bewertung bleibt niedrig: Jeder Euro Umsatz wird aktuell nur mit rund 40 Cent bewertet – ein historischer Discount.