Nachhaltigkeit als Zukunftsstrategie: Unternehmen investieren verstärkt in Umweltmaßnahmen

© Capgemini
Die vierte Ausgabe des Reports ” A world in balance 2025: Unlocking resilience and long-term value through environmental action” des Capgemini Research Institute zeigt: Unternehmen halten trotz globaler Unsicherheiten an ihren Nachhaltigkeitszielen fest. Drei Viertel der befragten Führungskräfte weltweit sehen ökologische Nachhaltigkeit als zentrale Zukunftsstrategie, um langfristige Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Resilienz zu sichern. Gleichzeitig offenbart die Studie eine Diskrepanz zwischen wahrgenommener Vorbereitung und tatsächlichen Aktivitäten.

Mehr als vier von fünf Unternehmen planen, ihre Investitionen in ökologische Nachhaltigkeit zu erhöhen – ein Anstieg um acht Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. In Deutschland liegt dieser Wert sogar bei 87 Prozent (2024: 67 Prozent). Haupttreiber sind regulatorische Anforderungen, gefolgt von geschäftlichem Mehrwert wie Profitabilität, Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerung. Ein weiteres starkes Signal für langfristiges Engagement: 92 Prozent der Unternehmen weltweit haben ihre Net-Zero-Zeitpläne beibehalten – in Deutschland sind es sogar 98 Prozent. Zugleich stehen zwei Drittel der Führungskräfte unter wachsendem Druck, glaubwürdige und wissenschaftlich fundierte Fortschritte nachzuweisen. Nur 21 Prozent der befragten Unternehmen verfügen über detaillierte Transformationspläne mit Zwischenzielen und klaren Investitionsplänen. Intern bremsen Budgetgrenzen, unzureichende Daten- und Messsysteme sowie operative Silos den Fortschritt. Extern sehen knapp zwei Drittel der Führungskräfte geopolitische Entwicklungen als Hemmnis für Nachhaltigkeitsinvestitionen – ein stabiler Wert im Vergleich zum Vorjahr.

Anpassung an Klimarisiken bleibt begrenzt

In einer Welt, die zunehmend von Klimakatastrophen geprägt ist, spüren Unternehmen die Auswirkungen: Über 70 Prozent der Führungskräfte berichten von Störungen in Lieferketten, Produktionsausfällen und Rohstoffknappheit. Zwei Drittel erwarten zudem Herausforderungen bei Versicherungen und finanziellen Risiken. Zwar priorisieren viele Unternehmen die Klimaanpassung, doch mehr als die Hälfte hält sich für unzureichend vorbereitet. Konkrete Maßnahmen bleiben jedoch aus – nur 38 Prozent modernisieren ihre Infrastruktur, 31 Prozent verlagern die Produktion in weniger klimaanfällige Regionen und lediglich 26 Prozent entwickeln ihre Produkte neu.“Auch wenn regulatorischer Druck nachlässt, erkennen Führungskräfte Nachhaltigkeit weiterhin als zentralen Treiber für Geschäftswert. Doch angesichts globaler Unsicherheiten und knapper Budgets stehen viele Unternehmen vor einem Realitätscheck”, sagt Lukas Birn, Vice President und Sustainability Lead bei Capgemini in Deutschland. “Klimarisiken stehen ganz oben auf der Agenda – jetzt braucht es eine pragmatische, operative Herangehensweise und die rasche Umsetzung konkreter, finanzierter Transformations- und Anpassungsmaßnahmen. Das stärkt nicht nur die Resilienz, sondern fördert auch Innovation und Wettbewerbsfähigkeit.”

KI im Fokus: Unternehmen wägen Chancen und Umweltkosten zunehmend ab

Künstliche Intelligenz spielt eine zunehmend wichtige Rolle bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen – fast zwei Drittel der Unternehmen setzen KI dafür bereits ein. Doch trotz ihrer Effizienzvorteile hat KI selbst einen ökologischen Fußabdruck. 57 Prozent der Führungskräfte berichten, dass die Umweltauswirkungen von generativer KI (Gen AI) in Vorstandsetagen diskutiert werden – aber weniger als ein Drittel hat konkrete Maßnahmen zur Reduktion ergriffen. Die Studie zeigt eine wachsende Vorsicht: Der Anteil der Führungskräfte, die den Nutzen von Gen AI höher bewerten als die ökologischen Kosten, sank von 67 Prozent im Jahr 2024 auf 57 Prozent im Jahr 2025.

Vertrauenslücke zwischen Marken und Verbrauchern wächst

Auch auf Konsumentenseite steigt die Skepsis: 62 Prozent glauben, dass Unternehmen “Greenwashing” betreiben – ein deutlicher Anstieg gegenüber einem Drittel im Jahr 2023 und mehr als der Hälfte im vergangenen Jahr. Über drei Viertel fordern mehr Engagement von Unternehmen, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dies unterstreicht die Notwendigkeit transparenter und belegbarer Nachhaltigkeitskommunikation. Zudem halten nur ein Viertel nachhaltige Produkte für bezahlbar, und lediglich 16 Prozent fühlen sich ausreichend über Nachhaltigkeit informiert.

Zur vollständigen Studie: https://www.capgemini.com/insights/research-library/sustainability-trends-2025

Methodik

Das Capgemini Research Institute befragte im Juni und Juli 2025 weltweit 2.146 Führungskräfte aus 716 Unternehmen mit jeweils über 1 Milliarde US-Dollar Jahresumsatz – insgesamt rund 10,7 Billionen US-Dollar Umsatz – in 13 Ländern in Nordamerika, Europa und Asien-Pazifik sowie aus zwölf Branchen. Zusätzlich wurden 6.566 Konsumenten ab 18 Jahren in denselben Ländern befragt und Interviews mit 15 Führungskräften führender Unternehmen weltweit geführt.

You May Also Like
Weiterlesen

Absturz der Preise: Erbschaftssteuer spült Immobilien auf den Markt?

Aufgrund einer weitreichenden Änderung im Jahressteuergesetz wird sowohl das Schenken als auch das Erben ab 2023 teurer. Dieser Umstand könnte viele Menschen dazu veranlassen, teure Erbschaften wie Immobilien zu veräußern. Doch inwieweit wirken sich die Gesetzesänderungen im nächsten Jahr wirklich auf den Immobilienmarkt aus?
Weiterlesen
Weiterlesen

Mehr Milliardäre als jemals zuvor: manager magazin veröffentlicht Liste der reichsten Deutschen 2024

Mit einem geschätzten Vermögen von 43,7 Milliarden Euro ist Lidl-Gründer Dieter Schwarz (85) der reichste Deutsche. Schwarz verdrängt damit die BMW-Großaktionäre Susanne Klatten (62) und Stefan Quandt (58) auf Rang 2 in der Reichstenliste des manager magazins. Auf Platz 3 rangiert mit einem geschätzten Vermögen von 33,8 Milliarden Euro wie im Vorjahr die Familie Merck, der die Mehrheit am gleichnamigen Pharma- und Chemiekonzern gehört.
Weiterlesen
Weiterlesen

Die Kunst der Kaufentscheidung Der Einfluss von Werbung auf das Gedächtnis der Konsumenten

Die Qual der Wahl. Noch nie mussten die Menschen so viele Entscheidungen treffen wie heute. Die vielen Möglichkeiten machen uns das Leben schwer. Etwa alle drei Sekunden steht eine Entscheidung an. Viele davon sind Kaufentscheidungen. Kein Wunder also, dass unser Kopf als Schutz vor Überforderung bei vermeintlich unwichtigen Entscheidungen auf Autopilot stellt.
Weiterlesen
Weiterlesen

Unternehmen müssen sich branchenübergreifend neu ausrichten: Bain baut Turnaround-Expertise weiter aus

Dysfunktionale Lieferketten, drohende Energieknappheit, hohe Inflation und steigende Zinsen setzen Unternehmen in allen Branchen massiv unter Druck. Gleichzeitig gilt es, die Digitalisierung weiter voranzutreiben und vorgegebene Emissionsziele zu erreichen. Um die Firmen bei der erforderlichen Neuausrichtung ihrer Geschäftsmodelle zu unterstützen und sie in existenzbedrohenden Krisen zu stabilisieren, erweitert die internationale Unternehmensberatung Bain & Company einmal mehr ihre fachliche und personelle Expertise in den Bereichen Turnaround und Transformation.
Weiterlesen
Weiterlesen

d-fine mit klarer Wachstumsprognose für 2023: Mehr als 200 neue Stellen und Inflationsausgleichsprämie in voller Höhe

Um die weiterhin steigende Nachfrage am Markt zu bedienen, plant die in Frankfurt ansässige, europaweit tätige Unternehmensberatung d-fine für 2023 alleine in Deutschland mehr als 200 neue Stellen. Zielgruppe sind insbesondere Hochschulabsolventinnen und -absolventen naturwissenschaftlicher, mathematischer und technischer Studiengänge.
Weiterlesen