Einsatz ausländischer Pflegefachkräfte: So erschwert die deutsche Bürokratie aktuell Arbeit und Recruiting

Um das Dauerproblem der fehlenden Fachkräfte in der Pflege lösen zu können, müssen Fachkräfte aus dem Ausland zu Hilfe gezogen werden. Das ist bekannt, viele Politiker setzen sich dafür ein.

“Trotzdem macht die deutsche Bürokratie dieser Idee einen Strich durch die Rechnung. Die lange Bearbeitungsdauer führt in der Realität dazu, dass die Fachkräfte es gar nicht nach Deutschland schaffen”, führt Dirk Bachmann aus. Er ist Recruiting-Spezialist für Kliniken, Reha-Einrichtungen und medizinische Versorgungszentren und kennt die Situation der Branche genau. Er erklärt, warum die Gesundheitsversorgung durch ausländische Fachkräfte hierzulande verhindert wird – und wie eine Arbeitsentlastung durch den Einsatz von ausländischem Pflegepersonal dennoch möglich ist.

Behörden machen die Vergabe eines Visums kompliziert

Ausländische Fachkräfte auf Arbeitssuche können in Deutschland ein Visum für bis zu sechs Monate beantragen. Problematisch ist hierbei jedoch der Faktor Geld. So müssen die arbeitswilligen Fachkräfte die finanziellen Mittel vorab mitbringen können, die sie für ihren Aufenthaltszeitraum benötigen. Der Gesetzgeber untersagt also, erst in Deutschland für den Lebensunterhalt zu arbeiten oder sich um eine geeignete Stelle zu bewerben. Haben die Gesundheitsexperten schließlich eine Anstellung gefunden, kommen weitere Herausforderungen auf sie zu. Ihr Visum muss jetzt nämlich durch ein Arbeitsvisum eingetauscht werden, bevor sie ihre neue Stelle antreten können.

Diese Einstiegsbarrieren hat die Bundesregierung allerdings für ukrainische Fachkräfte neuerdings massiv gesenkt. So können sich die Profis ihre Abschlüsse in vergleichsweise kurzer Zeit anerkennen lassen oder sich parallel zur Arbeit fortbilden. Weitere Erleichterungen für ukrainische Fachkräfte sind dabei nicht unwahrscheinlich. Schließlich ergibt sich so ein wertvoller Schulterschluss, von dem nicht nur das Gesundheitswesen profitiert, sondern auch diejenigen, die auf eine professionelle medizinische Versorgung angewiesen sind.

Allerdings ist das in Relation zum aktuellen Bedarf im Gesundheitswesen nur ein geringer Fortschritt, da das Potenzial der medizinischen Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern immer noch weitestgehend ungenutzt bleibt beziehungsweise nur teilweise ausgeschöpft wird – zum Nachteil des eigenen Gesundheitswesens. Denn die Kliniken hängen immer noch stark von der Gesetzgebung ab und sind diesbezüglich nach wie vor auf die Beschlüsse der Behörden angewiesen.

Die Prüfung von beruflichen Qualifikationen benötigt viel Zeit

So müssen Ärzte aus Nicht-EU-Ländern immer noch ihre Approbation nachweisen, um ihren Beruf in Deutschland ausüben zu dürfen. Bis die ausländischen Qualifikationen eingehend geprüft wurden, geht jedoch viel Zeit ins Land. So dauert alleine die Sichtung der Zeugnisse bis zu zehn Monate. Zusätzlich muss ein Mediziner aus einem nicht zur EU gehörenden Land eine Kenntnisprüfung ablegen. Das soll als weiterer Nachweis seiner qualifizierenden Ausbildung dienen.

In Summe kann dieser Prozess bis zu zweieinhalb Jahre dauern. Hierbei handelt es sich um eine unglaublich lange Zeitspanne, die die Gesundheitsexperten schlicht abwarten müssen. Dabei können sie auch nicht nachvollziehen, wie fortgeschritten die Prüfung ihrer Unterlagen tatsächlich ist. Mehr noch: Beim Ausfüllen der benötigten Formulare gibt es keine Hilfsangebote. Interessierte Mediziner werden von staatlicher Seite komplett alleine gelassen. Vergessen werden sollte auch nicht, dass die Ärzte ihre Zulassung nicht direkt von Deutschland aus beantragen dürfen. So werden extreme Hürden geschaffen, die nur mit kreativen Lösungsansätzen gemeistert werden können.

Nicht auf das nachgebesserte Fachkräfteeinwanderungsgesetz warten

Die Bundesregierung hat erkannt, dass der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen gravierend ist. Aus diesem Grund bessert sie das Fachkräfteeinwanderungsgesetz nach. Medizinisches Personal aus Drittstaaten soll dadurch deutlich leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten. Jedoch bleibt abzuwarten, welcher bürokratische Aufwand sich über die Nachbesserung des Gesetzes hinaus ergibt.

Mit Blick auf diese Unsicherheit ist es somit in jedem Fall sinnvoller, selbst aktiv zu werden. Krankenhäuser profitieren diesbezüglich enorm davon, ihre Prozesse zu digitalisieren: Dank Automatisierungen und einer sorgsamen Datenpflege können sie sich ihr Tagesgeschäft nachhaltig erleichtern. Auch der Aufbau von Integrationsprogrammen für die zukünftigen Fachkräfte aus Drittstaaten ist enorm hilfreich.

Eine schlüssige Vorgehensweise beim Recruiting beachten

Zudem können Gesundheitseinrichtungen selbst aktiv werden, indem sie sich auf das Recruiting von Pflege- und Therapiefachkräften aus Drittstaaten fokussieren. Viele dieser Profis besuchen derzeit in ihrem Heimatland bereits Deutschschulen, was deren Interesse am hiesigen Arbeitsmarkt unterstreicht. Jedoch bleibt es ein enorm verbreiteter Irrglaube, dass die Arbeit in Deutschland für jede Fachkraft attraktiv sei. Kliniken und Gesundheitsträger müssen darum aktiv um Personal aus Drittstaaten werben, um ihre Vakanzen zu besetzen.

Dabei ist es ratsam, sich die Unterstützung von spezialisierten Experten zu holen, die entsprechende Recruiting-Maßnahmen, die auf ausländische Fachkräfte zugeschnitten sind, gezielt einsetzen und durchführen können. Auch der Aufwand einer Vorselektion der potenziellen Kandidaten ist nicht zu unterschätzen – auch hier können Experten wie das Team um FIND YOUR EXPERT – MEDICAL RECRUITING Kliniken den entscheidenden Vorteil bieten. Eine Bewältigung der aktuellen Situation durch den Einsatz ausländischer Fachkräfte wird so nicht nur möglich, sondern ist für Kliniken derzeit ein notwendiger Schritt.

Nicht zuletzt können mit dem erfolgreichen Einsatz ausländischer Fachkräfte bestehende Mitarbeiter entlastet und damit an das Unternehmen nachhaltig gebunden werden.

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