
Bisher galt in Schweden: Unter 15 Jahren ist niemand strafmündig. Doch das soll sich ändern. Ein Gesetzesentwurf der liberal-konservativen Regierung von Ministerpräsident Ulf Kristersson sieht vor, das Mindestalter für die Strafverfolgung bei besonders schweren Delikten zu senken. Justizminister Gunnar Strömmer spricht von einem „notwendigen Schritt, um die Gesellschaft zu schützen – und Kindern zu helfen, die auf die schiefe Bahn geraten sind“.
Haftplätze für bis zu 150 Jugendliche
Die schwedische Strafvollzugsbehörde wurde bereits angewiesen, 100 bis 150 Haftplätze für Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren zu schaffen. In sechs Gefängnissen sollen Abteilungen für Jungen entstehen, in zwei weiteren für Mädchen. Jüngere und ältere Jugendliche sollen dabei strikt getrennt werden, um Rückfälle zu verhindern.
Die Umsetzung ist für den 1. Juli 2026 geplant. Laut Justizministerium müsse das Konzept zudem mit der UN-Kinderrechtskonvention vereinbar bleiben – eine heikle Balance zwischen Härte und Menschenrechten.
Hintergrund: Gangs nutzen Kinder für Morde
Schwedens Bandenmilieus haben sich in den vergangenen Jahren radikalisiert. Immer häufiger nutzen sie Minderjährige, um Auftragsmorde, Erpressungen und Anschläge auszuführen – wohl wissend, dass diese bisher strafrechtlich kaum belangt werden können. Die Regierung will mit der Reform ein Signal setzen: Straffreiheit soll künftig keine Option mehr sein.
Für das Land, das einst als eines der sichersten Europas galt, markiert die geplante Änderung eine Zeitenwende im Umgang mit Jugendkriminalität – und den Versuch, Kontrolle über eine aus dem Ruder gelaufene Gewaltspirale zurückzugewinnen.