Wie ein zukunftsfestes Depot für das nächste Jahrzehnt aussehen sollte

Ein schwieriger Balanceakt für die US-Notenbank

Fed-Chef Jerome Powell steht erneut zwischen den Fronten. Investoren rechnen zunehmend mit einer Zinssenkung im Dezember – doppelt so wahrscheinlich wie noch wenige Tage zuvor. Entscheidet sich die Fed anders, drohen Marktverwerfungen. Denn sinkende Zinsen erhöhen zwar die Konjunkturphantasie, bergen aber gleichzeitig das Risiko einer wieder anziehenden Inflation.

Mehr Nachfrage, teurere Dienstleistungen, steigende Löhne – all das erschwert den Kampf gegen die Teuerung. Und wo die Inflation hartnäckig bleibt, können Notenbanken nicht einfach zur Zinssenkungsserie übergehen.

Warum das klassische 60/40-Portfolio an Strahlkraft verliert

Über Jahrzehnte galt die Mischung aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen als stabiler Allwetteransatz. Aktien lieferten Rendite, Anleihen federten Schwankungen ab. Die Logik funktionierte vor allem deshalb, weil Staatsanleihen in Krisen meist stiegen, wenn Aktien fielen.

Doch diese Korrelation hat sich seit 2022 abgeschwächt. Die Folge: Das 60/40-Prinzip bringt weniger Stabilität – und voraussichtlich auch weniger Rendite.

In Zahlen:

  • Globale Aktien erzielten in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich rund 10 Prozent pro Jahr.
  • Großbanken wie JP Morgan und Vanguard erwarten künftig nur noch 5–6 Prozent.
  • Staatsanleihen rentieren heute deutlich niedriger.

Unterm Strich dürfte ein weltweites 60/40-Portfolio in der kommenden Dekade eher bei rund 4,5 Prozent nominaler Jahresrendite liegen – und das vor Abzug der Inflation.

Inflation bleibt ein langfristiger Störfaktor

Ob Euro-Zone oder USA – mehrere Trends sprechen dafür, dass die Inflation mittelfristig höher ausfallen dürfte als die Zielmarke von zwei Prozent:

  • Arbeitskräftemangel aufgrund des demografischen Wandels
  • Rückverlagerung von Produktion in teurere Industrieländer
  • geopolitische Konflikte und protektionistische Maßnahmen
  • steigende Staatsausgaben für Verteidigung, Infrastruktur und Energiewende

Zwar könnten Notenbanken diese Entwicklungen mit höheren Zinsen kontern – politisch dürfte das jedoch immer unattraktiver werden, weil höhere Zinsen höhere Schuldenkosten bedeuten.

Was bedeutet das für Anleger? Weniger Anleihen, mehr Aktien

Wenn Inflation steigt, Zinsen schwanken und Anleihen kaum noch Schutz bieten, müssen Depots defensiver und zugleich renditeorientierter aufgestellt werden. Viele Vermögensverwalter empfehlen deshalb, die Aktienquote anzuheben.

Ein Beispiel:

  • 70/30-Portfolio → rund 4,9 % erwartete Jahresrendite
  • 80/20-Portfolio → etwa 5,1 %

Für langfristige Anleger mit zehn Jahren oder mehr empfiehlt sich daher eine Aktienquote zwischen 70 und 80 Prozent – allerdings nur mit konsequenter Qualitätsselektion.

Bei Anleihen sind kurze Laufzeiten sinnvoll, um flexibel auf Marktveränderungen reagieren zu können. Sie dienen weniger als Renditetreiber, sondern als Liquiditätsreserve für taktische Käufe.

Private Markets, Hedgefonds & Co? Vorsicht bei trendigen Beimischungen

Viele große Häuser werben für Private Equity, Private Credit oder Liquid Alternatives als unverzichtbare Bestandteile moderner Portfolios. Die Argumente: höhere Stabilität, Illiquiditätsprämien, marktneutrale Strategien.

Independents sind zurückhaltender. Viele dieser Produkte liefern nach Erfahrungen vieler Berater weder die stabile Wertentwicklung noch die versprochenen risikobereinigten Erträge. Für Anleger, die Kapital lange binden können, können Eltifs sinnvoll sein – für das Basisdepot sind sie jedoch kein Muss.

Rohstoffe als neuer Pflichtbaustein?

Bei einem inflationsanfälligen Umfeld rücken Rohstoffe stärker in den Fokus. Sie dienen nicht nur der Diversifikation, sondern sind selbst Teil vieler Inflationskörbe – insbesondere Energie.

Anleger können über ETCs einfach in Öl, Gas oder Agrarrohstoffe investieren. Dabei sollte die Gewichtung moderat bleiben.

Gold bleibt ebenfalls relevant: als Krisenmetall, Inflationsschutz und Wertstabilisator. ETCs wie Xetra-Gold oder Euwax Gold II bieten Zugang, ohne physische Lagerung.

So könnte ein Depot für die 2030er-Jahre aussehen

Zum Abschluss eine mögliche Struktur, die robuste Prinzipien mit dem neuen Marktumfeld verbindet:

  • 70 % globale Aktien, breit diversifiziert über ETFs oder Qualitätsaktien
  • 15 % Anleihen, bevorzugt kurzlaufend und mit hoher Bonität
  • 10 % Rohstoffe, z. B. Energie-ETCs
  • 5 % Gold, als strategische Beimischung

Damit kombinieren Anleger Ertragschancen, Inflationsschutz und Flexibilität – ohne sich von modischen Trends oder riskanten Alternativen abhängig zu machen.

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