Lufthansa setzt auf Premium-Offensive – Chance für die Aktie?

Politik entlastet die Branche – Lufthansa hält am Streckennetz fest

Lufthansa-Airline-Chef Jens Ritter begrüßt das jüngste Entlastungspaket der Bundesregierung. Geringere Gebühren sollen Verbindungen attraktiver machen und die Wettbewerbsfähigkeit im Luftverkehr sichern. Das Ergebnis: Die Lufthansa will im kommenden Sommer keine weiteren innerdeutschen Strecken streichen. München–Münster bleibt im Flugplan, ebenso wichtige Verbindungen etwa nach Bremen, Hannover und Dresden. Parallel bauen Eurowings und Austrian Airlines ihr Angebot ab Deutschland aus.

Hintergrund dieser Entscheidung sind zuvor heftig kritisierte Kostenstrukturen im deutschen Luftverkehr. Die Regierung reagierte mit einem Entlastungsvolumen von rund 350 Millionen Euro jährlich.

Sanierungsprogramm kommt voran – Premiumstrategie rückt in den Fokus

Im Konzern läuft die interne Umstrukturierung unter dem Projektnamen „Turnaround“ laut Ritter plangemäß. Die Kern-Airline nähert sich der Gewinnzone, auch wenn im ersten Halbjahr 2025 der Großteil der Verluste weiterhin auf Lufthansa Classic entfiel.

Mit neuen Langstreckenjets, die nun sukzessive ausgeliefert werden, verschiebt sich der Fokus stärker auf eine höhere Profitabilität – insbesondere über Premiumkunden. Diese Zielgruppe soll künftig deutlich mehr Komfort erhalten.

Neue „Allegris“-Kabinen sollen Geschäftsreisende zurückholen

Die Lufthansa investiert Milliarden in ihr neues Kabinenprodukt „Allegris“. Neben neuen Business-Class-Sitzen und einer aufgewerteten Premium Economy wird auch die First Class deutlich modernisiert. Selbst der eigentlich ausgemusterte A380 erhält ab 2026 eine komplett überarbeitete Kabine.

Die Strategie: Geschäftsreisende, die nach der Pandemie nur zögerlich zurückkehren, sollen wieder verstärkt buchen. Luxuriösere Sitze, flexible Sitzoptionen, bessere Privatsphäre und hochwertige Materialauswahl sollen dabei helfen.

Zusätzlich wertet Lufthansa das gastronomische Angebot auf. In der First Class sollen kleinere, feine Menüsequenzen das Erlebnis exklusiver machen. In der Business Class ziehen Menüs von Starkoch Johann Lafer auch auf der Langstrecke ein.

Lounges und Check-in werden zum Luxusbereich ausgebaut

Parallel zur Flottenmodernisierung werden zahlreiche Lounges erneuert. In Frankfurt und Washington mussten Bereiche zeitweise schließen, um umfassend modernisiert zu werden. Die neue Business-Lounge am Gate A13 ist wieder geöffnet und wurde funktional wie optisch deutlich aufgewertet.

Ein besonderes Highlight ist der neue Premium-Check-in-Bereich im Terminal 1 in Frankfurt. First-Class-Gäste, HON Circle Mitglieder und weitere Statuskunden erhalten dort einen separaten Zugang, neue Servicebereiche, eigene Umkleiden sowie exklusive Gepäckautomaten mit persönlicher Betreuung.

Geschäftsreisebranche bleibt verhalten – Premium bleibt aber stark

Trotz der starken Premium-Offensive bleibt der globale Geschäftsreisemarkt fragil. BCD Travel erwartet für 2026 das schwächste Wachstum seit der Finanzkrise 2009. Steigende Preise, eine nur langsam sinkende Inflation und Zurückhaltung bei Firmenbudgets belasten die Nachfrage.

In vielen Branchen jedoch bleibt Reisen unvermeidbar – insbesondere auf transatlantischen und interkontinentalen Strecken, wo Lufthansa überdurchschnittlich hohe Margen erzielt.

Aktie zeigt Erholung – charttechnisch wird es spannend

Die Lufthansa-Aktie hat sich zuletzt stabilisiert. Mit einem Xetra-Schlusskurs von 8,27 Euro am Freitag zeigte der MDAX-Wert klare Erholungstendenzen, bevor eine Meldung zu Airbus im Späthandel für leichte Rücksetzer sorgte.

Aus charttechnischer Sicht hat sich die Lage deutlich verbessert. Wird die Marke von 8,40 Euro überwunden, liegt das nächste Ziel bei 8,58 Euro. Darüber wäre ein Anlauf auf die Region um 11 Euro – das Hoch aus März 2023 – möglich. Besonders positiv: Der GD200 formiert aktuell eine Bodenstruktur in Form einer Untertasse.

Strategische Weichenstellungen könnten zum Kurstreiber werden

Neben Service-Upgrades und Effizienzsteigerungen setzt Lufthansa strategisch auf Wachstum. Der geplante Einstieg bei TAP Portugal eröffnet Zugang zu wichtigen Langstreckenmärkten, insbesondere Brasilien und Westafrika. Der Flughafen Lissabon könnte zum zentralen Atlantik-Hub des Konzerns werden.

Die Summe dieser Maßnahmen dürfte mittelfristig auch der Aktie zugutekommen. Für kurzfristige Trader ergeben sich Chancen auf weitere Kursanstiege. Für langfristige Investoren ist jedoch Geduld gefragt – DER AKTIONÄR bleibt bei seinem vorsichtigen Fazit.

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