
Während US-Sportartikelriesen wie Nike und Adidas ihre Fertigung zunehmend aus China abziehen, lotet Intersport die entstehenden Lücken neu aus. Tom Foley, seit Juli CEO des in der Schweiz ansässigen Handelsverbunds, sieht in der frei werdenden Produktionskapazität eine Chance, die Beschaffung für Eigenmarken gezielter zu steuern. 2023 setzte Intersport mit privaten Labeln rund 1,4 Mrd. Euro um – ein Anteil, der in den kommenden Jahren deutlich steigen soll.
Der Handelskonzern mit 5.500 Filialen in 42 Ländern, darunter der größte Sporthändler Deutschlands, produziert bisher vor allem in Bangladesch, Vietnam, Kambodscha und China. Angesichts wachsender Konkurrenz um Produktionsstätten in Südostasien werde eine stärkere Rückverlagerung nach China denkbar, sagte Foley. Die Handelsstreitigkeiten zwischen China und den USA hätten dazu geführt, dass Marken wie Adidas und Nike zunehmend auf Länder mit geringeren Zollrisiken auswichen – ein Trend, den Intersport für sich nutzen könne.
Zahlen belegen den Umbruch: Adidas bezog 2023 nur noch 16 Prozent seiner Produkte aus China, vor allem für den lokalen Markt. Nike kündigte im Juni an, den chinesischen Anteil bei Schuhen mittelfristig auf einen einstelligen Prozentsatz zu senken. Parallel verzeichnen Länder wie Vietnam oder Bangladesch Engpässe in der Produktionskapazität, während in China Überkapazitäten bestehen.
Foley erkennt darin nicht nur operative Vorteile, sondern auch eine neue Marktmacht der Händler gegenüber den großen Markenherstellern. Die Direktvertriebsstrategien von Adidas und Nike hätten vielerorts nicht die gewünschte Skalierung erreicht, erklärte der CEO. Intersport wolle diese Lücke nutzen, um sich als unabhängiger Akteur zu profilieren – mit wachsendem Fokus auf margenstärkere Eigenmarken. Ziel ist es, deren Umsatzanteil innerhalb von fünf Jahren von aktuell zehn auf zwanzig Prozent zu verdoppeln.