Deutsche Unternehmen bewerten eigene Krisenkompetenz mehrheitlich als gut

Der Krieg in Europa, stockende Lieferketten, explodierende Preise und die Klimakrise – angesichts globaler Bedrohungen und brodelnder Krisenherde stehen auch die Unternehmen in Deutschland unter Handlungsdruck. Resilienz, Krisenkompetenz und strategische Weitsicht zählen zu den unverzichtbaren Schlüsselkompetenzen. Das wird auch der deutschen Wirtschaft zunehmend bewusst.

In einer repräsentativen Civey-Umfrage (“Resilience Radar 2023”) im Auftrag von F24 wurden mehr als 1.000 privatwirtschaftliche Führungskräfte deutscher Unternehmen über alle Branchen hinweg zu ihrer Einschätzung der aktuellen Bedrohungslage und zum Krisenmanagement in ihrem Unternehmen befragt. 62 Prozent gaben an, dass ihr Unternehmen in der aktuellen Lage konkrete Maßnahmen ergriffen hat, um in Zukunft besser auf Krisen vorbereitet zu sein. 55 Prozent der Befragten stufen die Krisenfähigkeit ihres Unternehmens als “eher gut” oder sogar “sehr gut” ein. Nur jedes fünfte Unternehmen sieht sich nicht ausreichend gut für kommende Krisen aufgestellt. Dennoch legt die Befragung auch Verbesserungspotenzial offen: Knapp ein Drittel (32 Prozent) der Entscheider geben an, dass ihr Unternehmen systematisch aus vergangenen Krisen lernt. Nur 11 Prozent verfügen über ein strukturiertes Risikoreporting. Für lediglich 19 Prozent stellt Resilienz in Krisensituationen ein strategisches Ziel dar.

“Nach drei Jahren Dauerkrise hat eine Mehrzahl der Unternehmen in Deutschland die Bedeutung von Krisenfähigkeit und Resilienz erkannt und konkrete Maßnahmen ergriffen”, sagt Markus Epner, Krisenexperte und Head of Academy bei F24. “Jetzt gilt es, hierauf aufzubauen, denn die Krisen der Zukunft werden sehr wahrscheinlich mit noch größerer Komplexität einhergehen. Zur Grundausstattung gehören neben dem strategischen Aufbau von Kompetenzen zur geopolitischen Analyse auch die konsequente Schulung des Personals und eine zeitgemäße technologische Ausstattung. Denn Unternehmen, die hier die richtigen Weichen stellen, stehen nachweislich besser da als ihre weniger gut vorbereitete Konkurrenz.”

Die größten Bedrohungsszenarien für Unternehmen

Als größte Bedrohungen für das Geschäft nennen die befragten Führungskräfte die explodierenden Kosten für Energie und Rohstoffe (57 Prozent), den Fachkräftemangel (50 Prozent) sowie einen Ausfall der Strom- und Gasversorgung (42 Prozent). Auch mögliche Lieferkettenstopps sind für mehr als jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) ein Problem. Knapp ein Viertel (23 Prozent) der Befragten nehmen Cyberattacken als eine starke Gefährdung für das Unternehmen wahr. Diese haben in den letzten Jahren – auch und insbesondere bei kleineren und mittelständischen Unternehmen – stark zugenommen. Weniger konkrete Risiken wie der Klimawandel und damit einhergehend das verstärkte Auftreten von Klimakatastrophen werden als weit weniger bedrohlich wahrgenommen (8 Prozent) als die derzeit in Europa herrschenden Ausnahmezustände durch den Krieg in der Ukraine oder die aktuelle Preisentwicklung.

“Viele Führungskräfte haben ihre unmittelbaren betriebswirtschaftlichen Risiken im Blick. Wir beobachten aber auch, dass schwelende Krisenherde wie der Klimawandel oder die beständig hohe Bedrohungslage durch Cyber-Kriminalität Gefahr laufen, wieder vom Radar der Unternehmen zu verschwinden. Auf lange Sicht ist das gefährlich. Um die Resilienz des Unternehmens nachhaltig zu stärken, ist ein ganzheitliches Krisenmanagement wichtig. Dafür ist ein holistischer Ansatz, der mit einem strukturierten Risikomonitoring und dem Aufbau geeigneter Prozesse beginnt, unabdingbar”, kommentiert Epner weiter.

Nachholbedarf bei Systematisierung und im Einsatz digitaler Technologien

Immerhin jedes dritte Unternehmen hat hier bereits angesetzt und Maßnahmen ergriffen, um den Schutz ihrer besonders kritischen und sensiblen Bereiche (30 Prozent) sowie die frühzeitige Identifikation von Risiken (29 Prozent) zu verbessern. Beim Einsatz von Informations-Technologien und der Systematisierung des Krisenmanagements zeigt sich allerdings noch Nachholbedarf. Lediglich 12 Prozent verfügen bereits über eigens im Krisenmanagement geschultes Personal. Knapp die Hälfte der Befragten (45 Prozent) stimmt der Aussage zu, dass der Einsatz moderner Technologien wie Künstliche Intelligenz und digitale Krisenmanagementlösungen dabei helfen kann, besser durch Krisen zu kommen. Allerdings geben nur 12 Prozent der Befragten an, dass ihr Unternehmen bereits digitale Krisenmanagement-Tools nutzt. Nur 7 Prozent haben bereits Maßnahmen zur Steigerung der Resilienz ergriffen, die auf eine Automatisierung ihrer Abläufe in Krisensituationen abzielen.

“Digitale Werkzeuge sind wichtige Elemente einer ganzheitlichen Resilienzstrategie. Ihr hoher Nutzen wird inzwischen mehrheitlich erkannt, in vielen Fällen jedoch noch nicht konsequent umgesetzt. Digitale Lösungen sind ein Katalysator für das Krisenmanagement – sie verknüpfen menschliche Kompetenz mit technologischer Effizienz und ermöglichen, auch in schwierigen Situationen schnell und gezielt zu handeln”, so Benjamin Jansen, Senior Vice President Sales ENS/CM bei F24. “Positiv hervorzuheben ist, dass etliche Unternehmen dazu bereit sind, ihr Krisenmanagement systematisch zu verbessern. Diese Investitionen werden sich in kritischen Situationen bezahlt machen, indem sie das Geschäft stabilisieren, Verluste mindern und Werte schützen”, resümiert Jansen.

Die vollständigen Ergebnisse des “Resilience Radar 2023” finden Sie unter diesem Link: Resilience Radar – F24

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