
Nach zwei Jahren der Schwäche scheint der deutsche Markt für Unternehmensübernahmen und -beteiligungen seinen Tiefpunkt erreicht zu haben. Laut einer aktuellen Dealcircle-Umfrage unter mehr als 1.000 M&A-Beratern, Private-Equity-Managern und strategischen Käufern stabilisiert sich der Small- und Midcap-Markt – wenn auch auf niedrigem Niveau. Von einer echten Trendwende wagt jedoch kaum jemand zu sprechen.
„Käufer agieren vorsichtig, Verkäufer halten ihre Unternehmen oft zurück – in der Hoffnung, in einem Jahr bessere Preise zu erzielen“, sagt Kai Hesselmann, Mitgründer und Managing Partner von Dealcircle.
Seitwärts statt Aufschwung
Nach mehreren Quartalen mit rückläufigen Transaktionen und sinkenden Bewertungsmultiples zeigt der Markt erstmals eine Seitwärtsbewegung. 89 Prozent der Befragten erwarten stabile Preise, nur 12 Prozent glauben an steigende Bewertungen. Der Grund: Verkäufer halten an hohen Preisvorstellungen fest, während Käufer angesichts der Konjunkturschwäche und steigender Finanzierungskosten zurückhaltend bleiben.
Viele Transaktionen scheitern noch immer in der Endphase – meist an überzogenen Kaufpreiserwartungen (21 %), rückläufigen Geschäftszahlen (20 %) oder Misstrauen in der Due Diligence (14 %). Auch die Finanzierung bleibt ein Engpass: Banken zeigen sich vorsichtig, finanzieren oft nur bis zum 3,5- bis 4-fachen EBITDA. Private-Debt-Fonds springen zunehmend ein, verlangen aber höhere Zinsen.
Private Equity steckt im Exit-Stau
Während strategische Käufer derzeit am aktivsten sind, herrscht bei Private-Equity-Gesellschaften Stillstand. Rund 500 Beteiligungen liegen laut Dealcircle bereits länger als fünf Jahre in den Portfolios – eigentlich überfällig für den Verkauf. Viele Fonds warten auf bessere Marktbedingungen, um attraktive Exits zu realisieren.
Hesselmann beschreibt die Lage so: „Private Equity sitzt auf Investments, die längst verkauft werden müssten.“ Strategen nutzen das Vakuum und kaufen gezielt zu, während Finanzinvestoren sich auf kleinere Add-on-Akquisitionen beschränken.
Nachfolgewelle trifft auf Zurückhaltung
Ein weiteres prägendes Thema bleibt die Unternehmensnachfolge. Jährlich stehen in Deutschland rund 200.000 Betriebe zur Übergabe an. Doch viele profitable Mittelständler zögern – aus Sorge vor zu niedrigen Verkaufspreisen. Aktiv am Markt sind vor allem Inhaber schwächerer Unternehmen, was zu einem Überangebot weniger attraktiver Targets führt.
Für Käufer bedeutet das mehr Auswahl, aber geringere Qualität. Besonders gefragt bleiben technologiegetriebene Geschäftsmodelle, Healthcare, Energie und Business Services, während zyklische Sektoren wie Bau, Logistik oder Automotive an Relevanz verlieren.
Politik, Bürokratie und Unsicherheit bremsen zusätzlich
Neben wirtschaftlichen Faktoren belastet auch die politische Lage das Transaktionsklima. 38 Prozent der Befragten nennen Handels- und Zollkonflikte als Hauptrisiko, 28 Prozent die Finanzierungssituation. Themen wie KI oder ESG spielen derzeit nur eine Nebenrolle.
Viele Marktteilnehmer wünschen sich vor allem Bürokratieabbau, schnellere Genehmigungsverfahren und steuerliche Entlastungen. Der Einfluss der Bundesregierung auf die Wirtschaft wird hingegen als gering eingeschätzt.
Hoffnung auf 2026
2025 wird laut Dealcircle ein Jahr der Konsolidierung und Vorbereitung. Verkäufer professionalisieren ihre Unterlagen, Käufer schärfen ihre Strategien. Erst 2026 erwarten die Befragten wieder mehr Aktivität, getragen von sinkenden Zinsen, steigenden Bewertungen und wachsendem Druck auf Private-Equity-Häuser, ihre Bestände zu veräußern.
Bis dahin bleibt der deutsche M&A-Markt stabil – aber auf Sparflamme.