Deutschland investiert Rekordsummen in Soziales – spart aber bei Bildung

Sozialstaat auf Höchstniveau

Eine neue Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: Deutschland lenkt inzwischen einen größeren Anteil seiner öffentlichen Ausgaben in den sozialen Bereich als jedes andere Land in Nord- und Westeuropa. Rund 41 Prozent des Staatshaushalts fließen in soziale Sicherung – mehr als in den oft als Vorbilder geltenden skandinavischen Systemen. Nahezu jeder zweite Euro davon wird für Rentenleistungen verwendet.

Vergleich mit Europas Norden

Länder wie Schweden, Dänemark oder Finnland – traditionell als besonders sozial orientiert bekannt – kommen im Schnitt auf etwa 40 Prozent ihrer Ausgaben. Auch Österreich und die Schweiz bewegen sich auf diesem Niveau. Benelux-Staaten liegen etwas darunter bei rund 38 Prozent. Beim Gesundheitssektor, der hierzulande 16 Prozent der staatlichen Mittel bindet, liegt Deutschland gemeinsam mit dem Norden und Benelux im oberen Feld.

IW mahnt Kurswechsel an

Die Veröffentlichung fällt mitten in die Debatte über Rentenreformen und den anstehenden Haushaltsentscheidungen. Das wirtschaftsnahe Institut rät der Bundesregierung, die stetige Ausweitung der Sozialleistungen zu bremsen – insbesondere im Gesundheitsbereich, wo die Kosten seit Jahren deutlich steigen.

Verwaltung wächst – Schulen verlieren

Für die Studie wurden die Staatsausgaben der Jahre 2001 bis 2023 analysiert und mit strukturell ähnlichen Ländern verglichen. Auffällig ist der starke Anstieg der Mittel für Verwaltung: Ihr Anteil kletterte von gut sieben auf zuletzt elf Prozent.

Gleichzeitig fällt Deutschland beim Thema Bildung weit zurück. Mit 9,3 Prozent der Ausgaben investiert kein anderes untersuchtes Land so wenig in Schulen, Hochschulen und Weiterbildung. Österreich und die Schweiz liegen laut IW fast die Hälfte darüber. Auch bei Personalaufwand und öffentlichen Investitionen landet Deutschland lediglich im hinteren Drittel.

Sicherheitspolitik im europäischen Kontext

Seit Beginn des Ukraine-Krieges haben besonders die nordischen Staaten ihre Verteidigungsetats wieder hochgefahren. Dort beträgt der Anteil an den Gesamtausgaben inzwischen rund 3,4 Prozent – ein Niveau, das zuletzt Anfang der 2000er erreicht wurde. Deutschland dagegen verharrt bei etwa 2,3 Prozent.

Gemessen am Bruttoinlandsprodukt bleibt die Bundesrepublik mit 1,1 Prozent unter dem NATO-Zwei-Prozent-Ziel. Lediglich die skandinavischen Staaten nähern sich mit Werten zwischen 1,3 und 1,7 Prozent an. Die IW-Forscher rechnen angesichts der geopolitischen Lage jedoch mit steigenden Verteidigungsbudgets in ganz Europa.

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