
Noch vor Inkrafttreten der jüngsten US-Zölle zeigt sich ein deutlicher Rückgang in Chinas Rohstoffimporten. Mit Ausnahme von Rohöl verzeichneten die meisten Warengruppen im März einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr – und das, obwohl staatliche Stimuli und saisonaler Nachfrageschub nach dem Neujahrsfest eigentlich für Auftrieb sorgten.
Die Kohleimporte etwa fielen um 6,4 % im Jahresvergleich. Hauptursache waren gesunkene Inlandspreise infolge schwacher industrieller Nachfrage und prall gefüllter Lager. Spotlieferungen wurden storniert. Ähnlich sah es beim Flüssigerdgas aus: minus 15 %, da Käufer Überschussmengen am Spotmarkt wieder abstoßen mussten. Gleichzeitig war der Anteil inländischer Energieproduktion hoch, was Importe zusätzlich verdrängte.
Ein Ausreißer war Rohöl: Hier stiegen die Importe um 20 % auf ein 19-Monats-Hoch. Die Zunahme ist auf massive Käufe iranischen Öls zurückzuführen. Private Raffinerien stockten aus Sorge vor US-Sanktionen auf, obwohl die landesweite Raffinerieauslastung rückläufig war und der Umstieg auf E-Mobilität die strukturelle Nachfrage drückt.
Im Metallsektor sanken die Einfuhren von Eisenerz um 6,7 %, was angesichts bevorstehender Produktionskürzungen im Stahlsektor wenig überrascht. Auch Kupferrohimporte fielen – teils, weil sich Exporte in die USA angesichts dortiger Preisniveaus kurzfristig lohnten. Vermehrte Konzentratlagerungen durch Schmelzwerke sowie wachsende heimische Produktion verschärfen die Lage.
Im Agrarsektor brachen Sojaimporte um 37 % ein. Zwar fällt der saisonale Wechsel von US- auf brasilianische Ware in diese Zeit, doch Verzögerungen in der südamerikanischen Ernte sorgten für Engpässe. Gleichzeitig lasteten chinesische Gegenzölle auf US-Agrargütern zusätzlich auf dem Handelsvolumen.
Spannend ist die Entwicklung bei Aluminium und Seltenen Erden. Trotz des Wegfalls der Exportsteuerrückerstattung blieben Aluminiumexporte stabil, während Ausfuhren seltener Erden um 20 % zulegten. Viele Exporteure hatten offenbar vor Inkrafttreten neuer Handelshürden Lieferungen vorgezogen.
Der Rückgang bei Rohstoffimporten markiert eine erste greifbare Konsequenz geopolitischer Spannungen – bevor überhaupt Zölle in Kraft treten. Die strukturelle Schwäche der Industrie und strategische Lagerentscheidungen dürften sich im weiteren Jahresverlauf noch deutlicher niederschlagen.