Wirtschaftsministerin Reiche fordert härteren Kurs gegen Teilzeit und Frühverrentung

Lob für die Junge Gruppe – und Forderung nach mehr Mut

Reiche begrüßt ausdrücklich den Beitrag der Jungen Gruppe innerhalb der Unionsfraktion, die den Rentenkompromiss maßgeblich vorangetrieben habe. Für die Ministerin ist das ein Beleg dafür, dass unbequeme Diskussionen notwendig sind, um Fortschritt zu erzielen. Dazu zählt sie vor allem zwei Punkte: die hohe Teilzeitquote sowie Frühverrentungsprogramme, die Unternehmen aus ihrer Sicht allzu großzügig nutzen.

Der Widerspruch sei offenkundig: „Man kann nicht gleichzeitig über Fachkräftemangel klagen und Menschen früher aus dem Betrieb schicken.“ Hier brauche es Ehrlichkeit – und die Bereitschaft, auch wirtschaftlich attraktive, aber gesellschaftlich schädliche Mechanismen zu hinterfragen.

Private Vorsorge als zweites Standbein

Trotz der Einigung im Rentenstreit sieht Reiche erheblichen zusätzlichen Reformbedarf. Besonders bei der privaten Altersvorsorge müsse die Bundesregierung konsequenter werden. Die Stärkung kapitalgedeckter Modelle sei notwendig, um die umlagefinanzierte Rente zu entlasten und jüngeren Generationen eine Perspektive zu bieten.

Dass die Koalition dieses Thema nun angehe, sei ein positives Signal – aber kein Grund, sich zurückzulehnen.

„Fragile“ Wirtschaftslage und neue globale Risiken

Mit Blick auf die Konjunktur zeichnet die Ministerin ein nüchternes Bild. Das erwartete Wachstum von 1,3 Prozent im kommenden Jahr stehe auf wackeligen Füßen: Nur wenn keine externen Schocks auftreten, staatliches Kapital schneller investiert wird und keine weiteren Reformstaus entstehen, könne diese Prognose halten.

Doch Reiche sieht neue Risiken: zunehmende Handelskonflikte, drohende Zölle, Exportrestriktionen aus China. Deutschland erlebe einen „massiven Vertrauensverlust“, der die Frage aufwerfe, ob der Industriestandort in seiner bisherigen Form zu halten sei. „Jeder in der Regierung spürt den Ernst der Lage“, betont die Ministerin.

Verteidigungsfähigkeit als Gemeinschaftsaufgabe

Vor dem anstehenden Dialog mit Industrievertretern und Verteidigungsminister Boris Pistorius macht Reiche deutlich, dass wirtschaftliche Stärke unmittelbar mit der Verteidigungsfähigkeit des Landes verknüpft ist. Rüstungsproduktion sei dabei nur ein Aspekt.

Unternehmen müssten sich breiter aufstellen: beim Schutz kritischer Infrastruktur, bei der Sicherung von Personal, bei der Verfügbarkeit wichtiger Komponenten. Dass Manager inzwischen selbst an Wehrübungen teilnehmen, bewertet Reiche positiv. Das könne sensibilisieren – und im Ernstfall entscheidende Vorsorge ermöglichen.

Ein Signal an Wirtschaft und Politik

Reiches Worte lassen keinen Zweifel: Der Rentenkompromiss ist nur der Auftakt. Die Ministerin fordert Tempo, Mut und vor allem Konsequenz – von der Politik ebenso wie von den Unternehmen. Die Herausforderungen seien groß, doch der Preis für Untätigkeit wäre größer.

Für Eulerpool-Leser bedeutet das: Die Debatte um Fachkräfte, Teilzeit, Standortpolitik und private Altersvorsorge wird die Märkte in den kommenden Monaten intensiver beschäftigen als bislang.

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