Außenminister Wadephul sagt kurzfristig China-Reise ab

Wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes mitteilte, solle der Besuch „auf einen späteren Zeitpunkt“ verschoben werden. Die chinesische Seite habe die Termine des Ministers bislang nicht bestätigt. Wadephul wäre der erste Regierungsvertreter unter Kanzler Friedrich Merz gewesen, der China besucht.

Das Auswärtige Amt betonte, Deutschland wolle weiterhin konstruktiv mit China zusammenarbeiten. Zugleich äußerte die Bundesregierung Besorgnis über Chinas Exportbeschränkungen bei Seltenen Erden und Mikrochips. Diese Rohstoffe gelten als entscheidend für die deutsche Industrie – etwa für Motoren, Turbinen und Sensoren.

Auch außenpolitisch sorgt das Verhältnis für Spannungen. Wadephul hatte Peking mehrfach für seine zunehmend aggressive Haltung im Indopazifik kritisiert, insbesondere im Umgang mit Taiwan. „China darf den Status quo in der Taiwanstraße nicht einseitig verändern“, sagte der CDU-Politiker zuletzt.

Peking reagierte darauf mit scharfer Kritik. Außenamtssprecher Guo Jiakun warf Deutschland vor, mit seiner Positionierung indirekt die „Unabhängigkeitsaktivitäten Taiwans“ zu unterstützen, und forderte Berlin auf, das Ein-China-Prinzip strikt einzuhalten. Nach diesem Prinzip erkennen die meisten Staaten nur die Volksrepublik China an, nicht jedoch den unabhängig regierten Inselstaat Taiwan.

Zudem steht Chinas Rolle im Ukraine-Krieg weiter im Fokus. Westliche Geheimdienste vermuten, dass Peking Russland indirekt mit Öl- und Technologiegeschäften unterstützt. Wadephul hatte Peking zuletzt aufgefordert, seinen Einfluss auf Moskau zu nutzen, um den Krieg zu beenden.

Die kurzfristige Absage dürfte daher nicht nur organisatorische, sondern auch politische Gründe haben. Beobachter werten sie als Zeichen der wachsenden Distanz zwischen Deutschland und China – in einer Phase, in der beide Länder wirtschaftlich wie geopolitisch stark voneinander abhängig bleiben.

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