
In der Debatte um Deutschlands lahmende Wirtschaft sorgt ein Vorschlag von CDU-Politikerin Gitta Connemann für Zündstoff: Sie will den Reformationstag abschaffen, um das Arbeitsvolumen zu erhöhen – und argumentiert dabei provokant mit leeren Kirchenbänken. „Können wir uns bestimmte Dinge, die Leistungsfähigkeit kosten, noch leisten?“, fragte sie im Gespräch mit Table.Briefings. Selbst in evangelisch geprägten Bundesländern wie Niedersachsen seien die Kirchen am 31. Oktober fast leer.
Wirtschaft vor Feiertag – ein alter Streit neu entfacht
Die Diskussion ist nicht neu. Wirtschaftsverbände wie „Die Familienunternehmer“ oder die VBW fordern schon länger, Feiertage wie Ostermontag oder Pfingstmontag zu streichen, um mehr Arbeitstage zu schaffen. Jetzt bringt Connemann das Thema erneut auf die politische Bühne. Ihr Argument: Jeder zusätzliche Arbeitstag könne helfen, die angeschlagene Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen.
Bevölkerung sieht das ganz anders
Die Mehrheit der Deutschen hält allerdings wenig von solchen Ideen. Laut einer YouGov-Umfrage lehnen 73 Prozent der Befragten die Streichung von Feiertagen ab. Viele verweisen darauf, dass freie Tage selbst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor seien – etwa durch Tourismus, Gastronomie oder Freizeitangebote.
Kritik auch an Krankschreibung per Telefon
Neben dem Feiertag nimmt Connemann ein weiteres Thema ins Visier: die telefonische Krankschreibung. Diese erleichtere eine „Bettkantenentscheidung“ zugunsten des Sofas statt des Arbeitsplatzes, sagt sie. Die Folgen seien für die Wirtschaft spürbar: 82 Milliarden Euro kosten Unternehmen laut Connemann mittlerweile jährlich durch Lohnfortzahlung im Krankheitsfall – und das, obwohl immer mehr Menschen im Homeoffice arbeiten.
Mit ihren Forderungen stößt Connemann eine alte Grundsatzfrage neu an: Wie viel Tradition darf sich ein Land leisten, wenn die Wirtschaft schwächelt – und wo ist der Punkt erreicht, an dem Leistung Vorrang haben sollte?
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