Quantum Systems greift nach Milliardenbewertung – Deutschlands Drohnenpionier will zum Rüstungskonzern aufsteigen

Vom Start-up zum strategischen Rüstungspartner

Florian Seibel, 45, ehemaliger Bundeswehroffizier und Gründer von Quantum Systems, gilt als einer der wichtigsten Innovatoren der europäischen Verteidigungsindustrie. Seine Firma entwickelt Aufklärungs- und Abwehrdrohnen, die unter anderem von der Bundeswehr genutzt werden. Spätestens seit die Modelle von Quantum bei Drohnenangriffen auf Flughäfen in Frankfurt und München ins Gespräch kamen, gilt Seibel als Schlüsselfigur in Deutschlands neuem Sicherheitsökosystem.

Mit dem jüngst vorgestellten Modell „Jäger“, das feindliche Drohnen vom Himmel holen soll, trifft Seibel den Nerv der Zeit. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) reiste persönlich zur Präsentation an – Symbolpolitik inklusive: „Abschießen statt abwarten“, kommentierte Söder.

Quantum Systems profitiert von der geopolitischen Lage. Die Nachfrage nach Drohnenabwehrsystemen, militärischer Aufklärung und Sicherheitslösungen explodiert. Laut Insidern könnte das Auftragsvolumen des Unternehmens noch in diesem Jahr die Milliardengrenze durchbrechen. Für 2025 wird ein Umsatz von 300 Millionen Euro erwartet, 2026 sollen es bereits über 500 Millionen sein.

Milliardenrunde im Anflug

Laut manager magazin steht eine 150-Millionen-Euro-Finanzierungsrunde kurz vor dem Abschluss, die Quantum Systems auf eine Bewertung von rund 3 Milliarden Euro katapultieren würde – dreimal so viel wie noch im Frühjahr. Doch das sei nur der Anfang: Bereits 2026 soll eine zweite Kapitalrunde folgen, die den Unternehmenswert auf bis zu 5 Milliarden Euro treiben könnte.

Zu den bestehenden Investoren zählen prominente Namen: Peter Thiel, HV Capital, Project A, 10x Group, Porsche SE, Airbus und Hensoldt. Alle sollen sich an der neuen Runde beteiligen – und die Expansionspläne mitfinanzieren.

Der Plan: Ein Rüstungskonzern aus Bayern

Seibels Vision: Aus dem Drohnenhersteller soll eine Quantum Systems Group entstehen – ein Hightech-Konglomerat mit vier Divisionen:

  • Luft: Drohnen und Abwehrsysteme (Kernbereich)
  • Land: autonome Militärfahrzeuge
  • See: Unterwasserdrohnen für die Marine
  • Software: die Steuerungsplattform Mosaic, die alle Systeme vernetzen soll

Für den Aufbau dieser Struktur laufen bereits Übernahmen. Quantum Systems hat in den vergangenen Monaten mehrere Unternehmen geschluckt, darunter das polnische Weles Acoustic (Sensortechnik), Nordic Unmanned UK (Drohnenentwicklung) und AirRobot (Quadrokopter). Auch eine Beteiligung an der ukrainischen Firma Frontline wurde bestätigt.

Konkurrenz mit Helsing und Co.

Mit dieser Strategie tritt Quantum Systems in direkte Konkurrenz zu Helsing, dem wohl bekanntesten europäischen Defense-Tech-Unternehmen (Bewertung: 12 Mrd. Euro). Beide Firmen buhlen um dieselben Start-ups und um politische Unterstützung. Helsing hatte zuletzt den Flugzeugbauer Grob Aircraft und die australische Unterwasserdrohnenfirma Blue Ocean übernommen – und ebenfalls ehrgeizige Expansionspläne.

Insider sprechen von einem „Rüstungsrennen der neuen Generation“, in dem nicht mehr Panzer, sondern Algorithmen und Autonomie entscheiden.

Seibel bleibt auf Angriffskurs

Seibel will keine Zeit verlieren. Noch vor Jahresende sollen weitere Übernahmen folgen, darunter ein Spezialist für autonome Systeme. Der CEO hat klare Prioritäten: Geschwindigkeit, Skalierung – und Kontrolle über Schlüsseltechnologien.

Der Markt scheint bereit. Die geopolitische Lage, neue Sicherheitsdoktrinen und der Druck auf Europa, militärisch unabhängiger zu werden, spielen Seibel in die Karten.

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